Niereninsuffizienz: Leitlinie für Hausärzte

Damit Hausärzte Patienten mit Niereninsuffizienz frühzeitig erkennen und behandeln können, hat die DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) zusammen mit der DGN (Deutsche Gesellschaft für Nephrologie) nun eine S3-Leitline erarbeitet. Vor allem die Einstellung von Blutdruck und Blutzucker stehen hier im Fokus.

Etwa 10 % der Menschen in Deutschland leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. Die meisten dieser acht Millionen Patienten haben eine leichtgradige, oft nur altersbedingte Reduktion der Nierenfunktion, die in der Regel nicht schnell voranschreitet. Dennoch ist die Niereninsuffizienz meist ein progredienter Prozess, der in eine Dialysepflicht münden kann. Doch dieser Zeitpunkt lässt sich durch eine frühzeitige und effektive Therapie weit hinausschieben, wenn nicht gar verhindern.

Zusammenarbeit mit Nephrologen

Wie dies in der Hausarztpraxis gelingt, erläutert die neuen S3-Leitlinie „Versorgung von Patienten mit nicht-dialysepflichtiger Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis“, die die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGN) erarbeitet hat.

Im Zentrum der Empfehlungen stehen die Blutdruckeinstellung und gegebenenfalls die Blutzuckereinstellung sowie die regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion – insbesondere bei Hochdruck-Patienten und Diabetikern (zu Typ 2).

Kreatinin-Wert engmaschig überwachen

Besonders wichtig war den Nephrologen beim Thema Nierenfunktionsüberwachung die Bestimmung des Kreatinin-Wertes bei Risikopatienten. Hier empfiehlt die Leitlinie regelmäßige Abstände entsprechend individuell vereinbarter Monitoringintervalle.

Cave: nephrotoxische Schmerzmittel

Ebenfalls wichtig ist die Überprüfung und Anpassung der Medikamente. Dabei sollte auch nach Arzneimitteln gefragt werden, die die Patienten außerhalb einer ärztlichen Verordnung einnehmen. Hier stehen vor allem Schmerzmittel im Fokus, um deren nephrotoxische Wirkung – die bis zur Dialysepflichtigkeit führen kann – die Patienten oft nicht wissen.  

Junge Patienten sollten früh zum Nephrologen

Zum Nephrologen sollte der Allgemeinmediziner überweisen, wenn

Blut im Urin ist, das nicht durch eine urologische Erkrankung erklärbar ist,

nennenswerte Mengen Eiweiß im Urin sind,

der Blutdruck auch mit drei Medikamenten nicht zu kontrollieren ist,

die Nierenfunktion rasch abnimmt,

ein begründeter Verdacht auf eine spezifische Nierenerkrankung vorliegt (z.B. eine polyzystische Nierenerkrankung).

Diese Überweisung zum Nephrologen sollte bei Vorliegen eines dieser Kriterien gerade bei jüngeren Menschen großzügig und schnell erfolgen.

Künftig weniger Nierenersatztherapie?

Die Empfehlungen dieser neuen Leitlinie sollen dazu dienen, das Netz engmaschig genug zu knüpfen, so dass kein Patient mehr unerkannt bleibt oder unbehandelt ein fortgeschrittenes Stadium der Nierenkrankheit erreicht. Die Autoren der Leitlinie hoffen, dass damit die neue S3-Leitlinie langfristig dazu beiträgt, dass weniger Patienten eine Nierenersatztherapie (Dialyse oder Transplantation) benötigen.

Quellen
aus GELBE LISTE.

Autor: Angelika Ramm-Fischer (Ärztin)

Stand: 22.01.2020